Hebammen in Mainz - Die Auskunft der ausgewählten Quellen
Um 1550 beginnt die schriftliche Überlieferung zu Hebammen in Mainz und beginnend mit dem Ratsprotokoll von 1587 können in Mainz stets vier vereidigte Stadthebammen nachgewiesen werden.1 Innerhalb eines Jahrhunderts (1656 bis 1765) übernahmen 36 Frauen dieses Amt; dabei betrug das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Bewerbung etwa 48 bis 49 Jahre.2 Meist waren die Frauen bereits selbst Mütter mehrerer Kinder und brachten zusätzlich Vorerfahrung mit, indem sie anderen Hebammen assistiert hatten.
Oftmals wurde der Beruf innerhalb einer Familie weitergegeben, indem einer Hebamme ihre Tochter, Schwester oder Schwiegertochter im Amt folgte. Anhand der Berufe der Ehemänner, wie beispielsweise Zimmermann, Schuster oder Fassbender, wird deutlich, dass die Frauen und ihre Familien meist der unteren Mittelschicht angehörten.3
Die in diesem Abschnitt edierten Quellen sind allesamt handschriftlich verfasste Dokumente und entstanden im Zeitraum von 1654 bis 1769. Der Hebammeneid steht (fast) zu Beginn dieses Abschnitts und beleuchtet die moralischen Grundpfeiler, zu denen sich die angehenden Hebammen verpflichteten. Die Dokumente sind chronologisch sortiert und den jeweiligen Hebammen zugeordnet.
Die Schriftstücke behandeln insbesondere den Bewerbungs- und Prüfungsprozess der Frauen. Dabei wurden die Bewerbungen von Magdalena Niederstaffel, Anna Maria Kobald, Maria Förster, Barbara Catharina Schmidt, Anna Elisabeth Bauer, Maria Barbara Frantz und Katharina Schmaus ausgewählt. Darüber hinaus wurde der Streit zwischen Anna Maria Kobald und dem Stadtmedicus Johann Martin Hohenstadt aufgenommen.
Anhand dieser Quellen wird die Argumentation der Hebammen deutlich, weshalb sie glaubten, für das Amt geeignet zu sein. Sie verwiesen in ihren Bittschriften beispielsweise auf bereits vorhandene Berufserfahrung oder ihre Lebensverhältnisse, die ihnen einen solch zeitaufwändigen Beruf ermöglichten, weil die eigenen Kinder bereits aus dem Haus waren. Außerdem wird die Funktion der Stadt Mainz als Arbeitgeber ebenso deutlich wie die der Medizinischen Fakultät, an der die Prüfungen abgelegt wurden. Die Schriftstücke reflektieren die Lebensumstände der jeweiligen Frauen und welchen Herausforderungen die Hebammen sich stellen mussten.
Die ausgewählten Beispiele bezeugen außerdem die typischen Merkmale einer angehenden Hebamme: So war Magdalena Niederstaffel ebenso wie Maria Förster die Tochter einer Hebamme und Anna Elisabeth Bauer hatte bereits bei 85 Entbindungen assistiert. Durch diese Vorerfahrungen versuchten die Hebammen ihre Eignung als Amtshebamme nachzuweisen.
Diese Zeit bis in das 18. Jahrhundert hinein bildete einen Höhepunkt in der Geburtshilfe durch Hebammen. Wie man an der Auseinandersetzung zwischen der Hebamme Kobald und dem Stadtmedicus Hohenstadt im Jahre 1658 erkennen kann, wurden damals bereits erste Konkurrenzkämpfe zwischen Hebammen und männlichen Geburtshelfern ausgetragen. Außerdem verdeutlichen die Prüfungen der Medizinischen Fakultät, dass die Erfahrung als Hebamme allein nicht mehr ausreichend war.
- Hilpert, Wehemütter, S.225f, S.251.
- Hilpert, Wehemütter, S.225f.
- Hilpert, Wehemütter, S.251.